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Durch die Nacht

Es hatte geregnet. Die Luft war noch schwer von der Feuchtigkeit des Regens und trug diesen würzigen Geruch der Wiesen und Steine mit sich. Der Asphalt erstreckte sich nun, dank des Regens, tiefschwarz unter meinen Füßen. Hier und da befanden sich kleine Pfützen, die das schwache Mondlicht wiederspiegelten. Sie ruhten still und mit geheimnisvoller Tiefe auf der Erde.
Allmählich wurde die Wolkendecke lichter und vereinzelt konnte ich sogar schon die Sterne sehen. Die Luft war zwar etwas kalt, aber ich fror nicht. Die frische Nachtluft legte sich angenehm auf mein Gesicht und kühlte meine Wangen, die die ganze Wärme meiner Erregung in sich trugen. Langsam lief ich durch die Nacht und sie hüllte mich in ihre glanzvolle Dunkelheit, welche die ganzen Wunder dieser Welt in sich verbarg. In dieser ruhigen Dunkelheit lauschte ich meinen Schritten, diesem Tappen meiner Schuhsohlen, dem Kratzen meiner Sohlen über nassem Stein. Ein kleines akustisches Beben in dieser stillen Nacht. Alles lag ganz sanft um mich herum da. Doch meine Gedanken schrien in die Stille hinein und durchbrachen die Harmonie dieser Nacht.
Mein Herz weinte über das Leben. Nicht über meines. Über das Leben an sich, seine ganze Schönheit, seine Perfektion. Und all den Grausamkeiten in ihm. Und dann schlug mir die kalte Endlichkeit ihre Faust ins Gesicht, packte sich meine Eingeweide und zerrte brutal immer wieder an ihnen.
Doch im Angesicht von Endlichkeit schmeckt vieles süßer. Und ja, der Geschmack kann sich komplett ändern und der Appetit groß und unermesslich werden. Bis er derart Besitz von dir ergreift, dass es weh tut und du hilflos vor lauter Schmerz zusammen brichst und nur noch weinen möchtest.
Aber ich laufe bedacht, friedlich und für mich allein durch die Nacht. Ganz langsam durch die leeren Straßen. Ohne ein bestimmtes Ziel. Der nächste Schritt ist mein Ziel. So lange bis sich mir ein anderes Ziel offenbart. Bis dahin lasse ich mich in die sinnliche Hand dieser Nacht fallen und bin etwas neugierig, wohin sie mich tragen wird.
Und wie ich so dahin schreite, denke ich an dich. Und wie könnte ich auch nicht an dich denken? Hier in der Dunkelheit, wo alles möglich scheint. Die Dunkelheit, mein stiller Freund, welcher mich sanft umarmt und mir ins Ohr flüstert, dass ich mich nicht fürchten darf. Das ich dir mutig entgegen treten muss. Das ich dich halten muss, egal wie sehr du mir auch weh tun solltest. Und dann ja, tatsächlich, stellt sich in mir dieses Gefühl der Vorfreude ein, weil ich glaube, dass ich so mutig sein kann, und dann will ich es hinaus schreien. Dann bin ich voller Liebe zu dir. Und wie könnte ich dich nicht lieben? Da sind tausend Dinge die ich dir sagen, die ich dir zeigen möchte, aber deine Anwesenheit macht mich oft stumm und starr. Es ist als würde ich alles vergessen. Diese Liebe zu dir einfach vergessen.
Wie oft habe ich versucht mein Herz zu öffnen. Mich dir zu öffnen, mich demütig in deine Hände zu legen, damit ich nicht die Richtung bestimmen muss. Doch es war falsch. Nicht die Tatsache, mich dir hinzugeben, nein, sondern die Tatsache, die Richtung nicht wesentlich selbst bestimmt zu haben.
Doch dann ist da diese Angst. Diese Angst zu fallen. Diese Angst enttäuscht zu werden. Ich senke den Blick und schäme mich, weil ich weiß, dass ich es könnte, es aber nicht wage. Und dann wird es mir so klar hier in der dunklen und stillen Nacht. Frieden stellt sich ein. Ruhe breitet sich in mir aus und ich blicke voller Vorfreude geradeaus.







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